Dunants Rotkreuz-Idee findet Anhänger auf der ganzen Welt. Einige Länder ersetzen aber das rote Kreuz wegen seiner christlichen Symbolik durch den roten Halbmond.
Auch außerhalb Europas entstehen immer mehr Rotkreuz-Gesellschaften. Das Osmanische Reich erweist sich als Pionier und ratifiziert die Genfer Konvention bereits 1865. Drei Jahre später wird die nationale Hilfsgesellschaft gegründet. Sie benutzt zunächst das Symbol des roten Kreuzes und firmiert als "Osmanische Hilfsorganisation für verwundete und kranke Soldaten". In größerem Umfang aktiv wird sie allerdings erst ab 1876 während des Serbisch-Türkischen Krieges und des sich anschließenden Russisch-Türkischen Krieges.
Schon bald zeigt sich, dass das als christliches Symbol wahrgenommene Rote Kreuz "das religiöse Empfinden mohammedanischer Soldaten verletzt". Darum erklärt die Hohe Pforte den Roten Halbmond nun zum offiziellen Symbol der türkischen Hilfsorganisation.
Dieser Sonderweg bleibt international umstritten, und die Frage der Einheitlichkeit des Zeichens wird über Jahrzehnte hinweg immer wieder diskutiert. Doch auch andere mehrheitlich islamische Länder übernehmen den Roten Halbmond, der sich so allmählich etabliert.
Nachdem deutsche Rotkreuzhelfer bereits 1911/12 beim Krieg in Tripolitanien mit dem türkischen Heer und dem Roten Halbmond zusammengearbeitet haben, kommt es im Ersten Weltkrieg zu einer engen Kooperation. Das Deutsche und das Osmanische Reich sind nun Bündnispartner. Neben dem großen Lazarett in Konstantinopel werden auch Krankenhäuser in entlegenen Landesteilen aufgebaut und Expeditionen nach Palästina und in den heutigen Irak entsandt. Ärzte, Schwestern und Pfleger arbeiten dort oft unter abenteuerlichen Bedingungen.