Die Umpolung im „Dritten Reich“

Spielmannszug der Sanitätskolonne im märkischen Trebbin, Rotkreuz-Museum Luckenwalde (Reproduktion: Simon Jägersküpper / DRK)
Spielmannszug der Sanitätskolonne im märkischen Trebbin, Rotkreuz-Museum Luckenwalde (Reproduktion: Simon Jägersküpper / DRK)

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen (1933 – 1949)

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird auch das Rote Kreuz gleichgeschaltet, Partei- und SS-Kader übernehmen Führungsfunktionen. Während die Wohlfahrtsarbeit teilweise eingestellt, teilweise an nationalsozialistische Organisationen abgegeben wird, rückt die Vorbereitung auf den Kriegsdienst in den Vordergrund. Hinzu kommen verstärkt Einsätze bei Massenveranstaltungen wie Parteitagen oder den Olympischen Spielen.

Im Zweiten Weltkrieg erlebt dann auch das DRK eine Mobilisierung beispiellosen Ausmaßes. Rund 400.000 Helferinnen kommen europaweit zum Einsatz. Viele davon als Krankenschwestern in den besetzten Ländern, später immer mehr auch im zerstörten Deutschland.  

1945 lösen die Besatzungsmächte das DRK wegen seiner Nähe zum NS-Staat zunächst auf, auf lokaler Ebene besteht es vielerorts fort. Zwischen Zusammenbruch und Wiederaufbau wird der Suchdienst zum Synonym für das Rote Kreuz schlechthin. Aus improvisierten Anfängen entsteht eine Institution, die die seelische Trümmerlandschaft der Nachkriegszeit aufzuräumen versucht.

1933
Feierliche Vereidigung von DRK-Angehörigen in der Berliner Deutschlandhalle, 1940 (DRK)

Im Klammergriff der Diktatur

Die politische Gleichschaltung soll das Deutsche Rote Kreuz in eine willfährige Massenorganisation verwandeln. Unmittelbar nach Hitlers Regierungsantritt beginnen die Nationalsozialisten damit, Medien, Standes- und Massenorganisationen ihren Willen aufzuzwingen.

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1934
Emil Heymann bei einer Hirnoperation mit dem von ihm konzipierten Hochfrequenzgerät im Augusta-Hospital, um 1930

Ausgegrenzt und ausgestoßen

Nach und nach werden jüdische Mitglieder aus den Reihen des Roten Kreuzes ausgeschlossen. Die nationalsozialistische Ideologie greift immer stärker um sich. Im Juni 1933 hat das DRK-Präsidium beschlossen, dass „Juden, Jüdinnen oder Judenstämmlinge“ keinerlei Funktionen mehr ausüben dürfen.

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1935

Ausbildung zum Gas- und Luftschutzdienst

Die Nationalsozialisten bereiten sich auf den Krieg vor. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Giftgas- und Luftangriffen kommt, ist groß. Darum wird das DRK ab 1935 offiziell beauftragt, spezielle Ausbildungen durchzuführen.

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1936

Die Olympischen Ringe im Zeichen des Hakenkreuzes

Im August 1936 finden in Berlin die Olympischen Sommerspiele statt. Das regimetreue DRK garantiert mit insgesamt 47.750 Einsatzstunden die Notfallversorgung. Das NS-Regime inszeniert ein gigantisches Propaganda-Spektakel, um das Image des Dritten Reiches im In- und Ausland aufzupolieren.

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1937
Großkundgebung der DRK-Landesstelle III Berlin anlässlich des ersten Jahrestages der Neuorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, 13.11.1938

Im Gleichschritt marsch!

Die vielen Helfer des DRK sollen sich komplett mit den Zielen des NS-Regimes identifizieren. Bei Massenveranstaltungen werden sie auf Adolf Hitler, den Schirmherrn des Roten Kreuzes, eingeschworen.

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1939
Rotkreuzschwestern melden sich nach Kriegsbeginn zum Dienstantritt in einem Lazarett im polnischen Lodz

Der Anfang vom Ende

Der Zweite Weltkrieg nimmt seinen Lauf, und das DRK wird als Hilfsorganisation der Wehrmacht herangezogen. Es geht etwas vor in Deutschland: Im Sommer 1939 werden Rotkreuzhelfer im ganzen Reich in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Ernte vorzeitig einzubringen.

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1940

Kriegsweihnachten

Feiertage im Feld: Im zweiten Kriegsjahr soll zumindest das Christfest einen Hauch von Normalität verbreiten. Auch während des Krieges wird Weihnachten gefeiert, es erhält sogar eine besondere Bedeutung.

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1941

Audio-Grüße aus dem Lazarett

Im Zweiten Weltkrieg denkt sich das DRK-Präsidium einen besonderen Service für verwundete Soldaten aus. Sie dürfen eine Schallplatte besprechen, die dann als „sprechender Feldpostbrief“ an ihre Angehörigen in der Heimat übersandt wird.

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1943
Das neue DRK-Präsidium wurde zu Hitlers Geburtstag 1943 mit Fahnen geschmückt

Im neuen Hauptquartier

Mit dem Präsidialgebäude in Potsdam-Babelsberg bezieht die DRK-Führung einen repräsentativen Verwaltungsbau im Stil der Zeit. Doch die Tage des NS-Regimes sind gezählt.

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1944
Dienststelle zur Registrierung der Gefallenen und Kriegsgefangenen beim Präsidium des DRK in Potsdam-Babelsberg, das sog. Amt S (DRK)

Gefangene des Krieges

Je länger der Zweite Weltkrieg andauert und je mehr Staaten sich daran beteiligen, desto mehr Soldaten geraten auf allen Seiten in Gefangenschaft. Auch die Zahl der Vermissten steigt unaufhörlich.

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1945-1
Der "weiße Bus" in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Foto aus dem Rotkreuz-Museum Luckenwalde

Die „Weißen Busse“ retten KZ-Häftlinge

Graf Folke Bernadotte kämpft für die Freilassung von KZ-Häftlingen. Mit Bussen bringt er über 20.000 Gefangene nach Schweden. Für seinen Einsatz wird er später als Held gefeiert.

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1945-2

Vermisst und wiedergefunden

Der Suchdienst des DRK wird zum Hoffnungsträger für Millionen Deutsche, die ihre Angehörigen in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren haben. Am Ende des Krieges herrscht in Deutschland ein unendliches Chaos.

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1946

Das DRK wird entnazifiziert

Nach der bedingungslosen Kapitulation 1945 beginnen die Besatzungsmächte Deutschland schrittweise zu entnazifizieren. Auch die Führungsspitze des DRK wird zur Rechenschaft gezogen.

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1947
Verteilung von Säuglingsmilch in einem Flüchtlingslager in Wentorf bei Hamburg

Millionen von Essensportionen retten Kinderleben

In einem früheren Hamburger Schlachthof richtet das Deutsche Rote Kreuz die größte Küche Europas ein und rettet damit tausende Kleinkinder vor dem Verhungern.

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1948
Kriegsheimkehrer aus der Sowjetunion erhält im Lager Friedland von einer DRK-Helferin Verpflegung (DRK)

Flucht, Vertreibung und Neubeginn

Das Grenzlager Friedland wird zunächst für Heimatvertriebene, Kriegsheimkehrer und später auch für Flüchtlinge aus der ganzen Welt ein „Tor der Freiheit“. Rotkreuzschwester Hildegard Prahl nimmt über dreißig Jahre hinweg die Ankömmlinge in Empfang. 

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1949
Plakat des DRK-Suchdienstes

Identität: unbekannt

Bei Bombenangriffen und auf der Flucht sind viele Kinder bei Kriegsende von ihren Müttern getrennt worden. Über den DRK-Suchdienst hoffen sie, ihre Eltern wiederzufinden.

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