Russland erlebt eine humanitäre Katastrophe. Deutschland versucht nach Kräften zu helfen.
Das einzige große Auslandsengagement des DRK während der Weimarer Zeit erfolgt während der Hungersnot in der Ukraine und Südrussland von 1921 bis 1924. Durch den radikalen Umbau der Landwirtschaft und die rücksichtslose Beschlagnahmung von Ernten und Saatgut treibt das Sowjetregime das Land in eine Katastrophe.
Die Helfer des DRK bringen vor allem Nahrungsmittel und medizinische Unterstützung; an manchen Orten sind sie über viele Monate im Einsatz. Zahlreiche Länder beteiligen sich an der Hilfsaktion. Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen übernimmt die Federführung, und das Internationale Komitee in Genf wird zu einem der wichtigsten Akteure. Es ist die erste weltweite Spendenaktion modernen Stils.
Für das neue, noch nicht ganz gesicherte kommunistische Regime bietet die Hungersnot durchaus auch Vorteile. Es nutzt die internationale Hilfsbereitschaft für seine Zwecke aus und setzt den Hunger als Druckmittel gegen die Abspaltung der Ukraine und die Autarkie der Wolgadeutschen ein. Als Folge der Not übersiedeln zehntausende deutschstämmige Russen ins Deutsche Reich, das bereits weit über eine Million Flüchtlinge integrieren muss, vor allem aus den nun polnischen Gebieten Preußens sowie aus Elsaß-Lothringen. Das DRK betreibt zwanzig große Flüchtlingslager, in denen die Neuankömmlinge verpflegt und mit Kleidung versorgt werden.