Mit dem Präsidialgebäude in Potsdam-Babelsberg bezieht die DRK-Führung einen repräsentativen Verwaltungsbau im Stil der Zeit. Doch die Tage des NS-Regimes sind gezählt.
1938 begonnen, kann der Neubau des Präsidiums infolge des Krieges erst 1943 bezogen werden. Das monumentale Gebäude soll, so der Geschäftsführende Präsident Ernst Robert Grawitz, "der großen, stolzen Tradition des DRK sichtbaren Ausdruck verleihen". Ein wuchtiger, zweihundert Meter langer Gebäuderiegel, aber doch im Vergleich zu reinen Propagandabauten nicht übermäßig monumental, eher zweckgerichtet.
Schon im Kaiserreich ist in Babelsberg das Zentraldepot des Roten Kreuzes eingerichtet worden, mit Werkstätten, Bekleidungs- und Vorratslagern. Mit Blick auf die Mobilmachung wurde es seit Mitte der dreißiger Jahre ausgebaut und um eine große Fahrzeughalle für das mobile Bereitschaftslazarett erweitert. Das neue Präsidialgebäude ergänzt die vorhandenen Einrichtungen zu einem regelrechten Rotkreuz-Campus. Nur der Auslandsdienst, der die Verbindung zum Genfer Komitee und den Rotkreuzgesellschaften in aller Welt hält und auch die Kriegsgefangenenpost betreut, residiert ab 1943 im bayrischen Kloster Ettal. Denkbar fern von Berlin, mögen hier eher gewisse Spielräume für die prekäre Auslandsarbeit gegeben sein.
Nachdem die Verwaltung in den letzten Kriegstagen 1945 noch belastendes Material vernichtet, werden Präsidium und Zentraldepot von den Russen wie von den Potsdamern geplündert. Die Teilung Deutschlands und das von den Alliierten verhängte Verbot des Roten Kreuzes machen eine Weiterführung unmöglich. Erst 45 Jahre später wird es wieder ein gesamtdeutsches Rotes Kreuz geben.