Im Ersten Weltkrieg werden viele Rotkreuzschwestern in der Verwundetenpflege an allen Fronten eingesetzt. Sie sind entsetzt über das große Elend und Leid, das sie mit Hingabe und Mut unermüdlich zu lindern suchen.
Am 1. August 1914 erklärt Deutschland Russland den Krieg. Damit tritt jener Ernstfall ein, auf den sich die Vereine des Roten Kreuzes jahrzehntelang vorbereitet haben. Neben den 6000 voll ausgebildeten Schwestern halten sich 1000 Hilfsschwestern und 7000 Helferinnen bereit.
Zu Beginn des Krieges erfolgen Vormarsch und Verlagerung der Etappenlazarette teilweise so schnell, dass die geplante Logistik durcheinander gerät und allerorten qualifiziertes Pflegepersonal fehlt. Hunderttausende von Soldaten werden in den grausamen Gefechten dieses ersten modernen Massenkrieges verletzt und verstümmelt. In den Feld- und Etappenlazaretten stehen Rotkreuzschwestern den Verwundeten bei. Sie sind fast rund um die Uhr im Einsatz, verzichten auf Schlaf und jegliches Privatleben. Eine Schwester schreibt in einem Brief an die Zurückgebliebenen: "Wir werden nicht müde, weil so viele warten."
Die Schwestern sind erschüttert von den Fronterlebnissen, die sich ihnen nun darbieten, wurde doch in der Heimat ein anderes, geschöntes Bild des Krieges gezeichnet. "In den letzten Tagen sehen wir nur Trauer und Leid", heißt es in einer zeitgenössischen Quelle. "Die jungen Leute sterben wie die Fliegen. So hatten wir uns den Krieg doch alle nicht vorgestellt! Hier hören wir von morgens früh bis abends spät das Getöse der Kanonen. Das Gefecht ist augenblicklich ganz in unserer Nähe. Bei unserer Pflege haben wir auch noch viel Angst auszustehen."