Bei Bombenangriffen und auf der Flucht sind viele Kinder bei Kriegsende von ihren Müttern getrennt worden. Über den DRK-Suchdienst hoffen sie, ihre Eltern wiederzufinden.
Viele dieser Kinder waren damals noch so klein, dass sie nicht wissen, wie sie heißen, woher sie stammen oder zu welcher Familie sie gehören. Über das Rote Kreuz suchen sie ihre Eltern, und ihre Eltern suchen sie. In 281.000 Fällen finden sie sich dank der verschiedenen Suchdienste bis 1977 wieder; 1.600 Fälle bleiben bis heute ungeklärt.
Im "Gesamtdeutschen Kinder-Bildheft" des DRK sind alle diese Findelkinder verzeichnet. Über das Radio wird ihr Schicksal in die deutschen Wohnzimmer getragen. Manchmal melden sich mehr als fünfzehn Mütter auf eine Durchsage wie diese: "Familienname: unbekannt. Vorname: unbekannt. Fundort: 16.07.1945. Schöneiche bei Berlin, Friedrichshagener Straße in einer Ruine. War völlig unterernährt. Bekleidung: rosa Kinderdecke, rosa Wollröckchen, Windel mit Wäschezeichen OPR-7, gelber, ziemlich verrotteter Kinderwagen."
Die Betroffenen sind meist zeitlebens auf der Suche nach ihrer Identität. Viele können ihr Schicksal erst akzeptieren, nachdem sie eine eigene Familie gegründet haben. 1973 schreibt ein junger Mann an das DRK: "Mein Leben ist leer, seit meiner Geburt bis zur Gegenwart, es bewegt sich im luftleeren Raum. Das Leben als solches stellt kein Problem dar, aber die Tatsache, dass man alleine ist auf der Welt und namenlos, auch wenn man schon eine Familie und Nachkommen hat, führt zu Depressionen, bedeutet eine seelische Last, deren Ausmaß unvergleichbar ist."